Stahl ist der dominierende Werkstoff im Fahrzeug. Was leistet thyssenkrupp Steel Europe, damit das auch so bleibt? Ein Gespräch zwischen Prof. Hans Ferkel (r.), Leiter Technologie & Innovation, und Bernhard Osburg, Leiter Sales Automotive.
Herr Professor Ferkel, Herr Osburg, wie viel Stahl steckt heute in einem Auto und wie wird das in der Zukunft aussehen?
Hans Ferkel: In einem typischen Mittelklassewagen steckt ohne Verschnitt mehr als eine halbe Tonne Flachstahl. thyssenkrupp Steel Europe liefert hauptsächlich Stähle, die in der Karosserie, aber auch für Räder und Sitze eingesetzt werden.
Bernhard Osburg: Stahl ist und bleibt der Werkstoff Nummer eins für die Automobilindustrie. Das ist unsere feste Überzeugung. In einigen lokalen Märkten und in der Luxusklasse gibt es zwar einen Substitutionswettbewerb, in der Summe bietet Stahl jedoch die attraktivsten Lösungen für die Anforderungen der Branche.
Welche Rolle spielt die Automobilindustrie für ThyssenKrupp Steel Europe?
Bernhard Osburg: Eine sehr wichtige! Rund 40 bis 45 Prozent unserer Produkte gehen in die Fahrzeugindustrie. Das sind alles qualitativ hochwertige Hightech-Stähle. Die Automobilbranche ist hochinnovativ, sehr anspruchsvoll und damit für uns ein wichtiger Technologietreiber.
Hans Ferkel: Deshalb gehen wir schon in frühen Entwicklungsstadien auf unsere Kunden zu. Wir entwickeln viele Dinge gemeinsam. Ich sage immer, man muss sich auch in die Schuhe des Kunden stellen, um zu sehen, ob sich das Material in den bestehenden Anlagen bei ihm verarbeiten lässt. Das muss man verstehen, wenn man nicht riskieren will, am Markt vorbeizuentwickeln.
Welche Rolle spielen konzernweite Projekte wie thyssenkrupp InCar®plus und InTruck®?
Hans Ferkel: Sie zeigen, dass wir das Produkt „Auto“ oder „Truck“ verstehen. Der Kunde kann unsere Innovationen in Bauteilen erleben und anfassen. Das ist besser als jede PowerPoint-Präsentation und eine ganz große Stärke dieser Projekte.
Bernhard Osburg: Einfach nur neue Werkstoffe herzustellen und dem Kunden zu überlassen, was er damit macht – das reicht heute nicht mehr. Wir bieten ihm autospezifisches Know-how und können ganz konkret sagen, was er mit den Produktinnovationen gewinnt.
Inwieweit spielt die räumliche Nähe zum Kunden eine Rolle?
Bernhard Osburg: Unsere Kunden sind globale Unternehmen. Das bedeutet für uns, dass unsere Produkte und Dienstleistungen auch global verfügbar sein müssen.
Nun ist die Strategie, mit eigenen Werken in den USA und Brasilien vor Ort zu sein, nicht aufgegangen...
Bernhard Osburg: Dass wir die regionale Fertigung in den USA aufgegeben haben, heißt keineswegs, dass dieser Markt für uns an Bedeutung verloren hat. Im Gegenteil: Es bestehen langjährige Lieferbeziehungen zu unseren Kunden in den USA, in Brasilien, Mexiko und anderen Ländern auf der Welt, die wir ausbauen und weiter vertiefen wollen.