
Mit ihren Eigenschaftsprofilen sind die Chassis-Stähle CH-W® besonders für komplexe Fahrwerksbauteile wie beispielsweise einschalige Querlenker, Achsträger, Bumper und ähnlich anspruchsvolle Bauteile.
Warmgewalzter Chassis-Stahl
Stahlsorte |
Vergleichsgüte VDA 239-100 |
Vergleichsgüte DIN EN 10338, DIN EN 10346 |
Dicke1 von _ bis in mm |
Breite1 von _ bis in mm |
---|---|---|---|---|
CH-W® 660Y760T-UC | HR660Y760T-CP-UC | HDT760C | 1,80 – 5,00 | 940 – 1.360 |
CH-W® 660Y760T+Z | HR660Y760T-CP-GI | HDT760C+Z | 1,80 – 3,00 | 970 – 1.330 |
CH-W® 700Y950T-UC | – | – | 2,00 – 4,00 | 900 – 1.400 |
CH-W® 750Y950T-UC | HR750Y950T-CP-UC |
– |
2,00 – 4,00 |
900 – 1.400 |
Mechanische Eigenschaften
Stahlsorte |
Streck- grenze Rp0,2 [MPa] |
Zugfestig- keit Rm [MPa] |
Bruch- dehnung A80 [%] min. |
A5 [%] min. |
Lochaufweitung Blechdicke [mm] |
λ [%] min. |
λ [%] typ. |
---|---|---|---|---|---|---|---|
CH-W® 660Y760T | 660 – 820 | 760 – 960 | 12 | 14 | 1,80 – 4,20 | 60 | 90 |
4,21 – 5,00 | 50 | 80 | |||||
CH-W® 700Y950T | 700 – 850 | 950 – 1.100 | 10 | 12 | 2,00 – 4,00 | – | 35 |
CH-W® 750Y950T-UC | 750 – 920 | 950 – 1.100 | 8 | 10 | 2,00 – 4,00 | – | 35 |
Hinweise für die Anwendung und Verarbeitung
Werkstoffcharakteristik
Gefüge
Aufgrund der ausgewählten chemischen Zusammensetzung und des besonderen Walzverfahrens hat der bainitische Chassis-Stahl eine sehr feine Mikrostruktur. Die gewünschten Eigenschaften des Stahls werden durch das spezielle Gefüge mit Nanoausscheidungen erzielt. Der niedrige Si-Gehalt gewährleistet eine besonders fehlerfreie Oberfläche.
Beispielgefüge CH-W®
Umformen
Warmgewalzter bainitischer Chassis-Stahl wird häufig im Fahrwerksbereich eingesetzt. Er zeichnet sich insgesamt durch ein gutes Umformverhalten aufgrund seines günstigen Verfestigungsverhaltens aus, dabei bietet er einen hohen Wiederstand gegen lokales Einschnüren. Durch sein sehr feines und homogenes Gefüge besitzt er eine sehr hohe Lochaufweitung von garantiert mindestens 60% nach ISO 16630. Darüber hinaus bietet der CH-W® ein günstiges Biegeverhalten, typischerweise sind Biegewinkel von deutlich über 130° nach VDA 238-100 darstellbar.
Fügen
Bainitischer Chassis-Stahl ist sowohl in artreinen als auch in Mischverbindungen mit anderen gängigen Stahlsorten gut schweißgeeignet. Voraussetzung sind auf den Werkstoff abgestimmte Schweißparameter. Prüfergebnisse nach SEP 1220-x liegen vor und attestieren dem CH-W® eine gute Fügeeignung bei allen Fügeverfahren. Besonders hervorzuheben sind die hervorragenden Ergebnisse der typischerweise gleichmäßigen, feinschuppigen MAG-Schweißnähte ohne Rissneigung oder nennenswerte Aufhärtungen. Die hohen Erwartungen an die Dauerschwingfestigkeit der Nähte werden folgerichtig nicht enttäuscht.
Betriebsfestigkeit
Der bainitische Chassis-Stahl CH-W® 660Y760T zeigt eine vergleichbar gute Schwingfestigkeit wie übliche Fahrwerksgüten.
Wöhlerkurve CH-W® 660Y760T im Vergleich zum HR660Y760T-CP und S700MC

Im Einsatz: Neuer Chassis-Stahl für hohe Flexibilität und Fertigungssicherheit

Mit dem neuen CH-W® 660Y760T stellt thyssenkrupp Steel der Automobilindustrie einen hochfesten Mehrphasen-Stahl zur Verfügung, der vor allem für die hohen Anforderungen im Chassis-Bereich prädestiniert ist. Als erster Kunde nutzt Kooperationspartner Gestamp als international renommierter Automobil- und Nutzfahrzeugzulieferer den Werkstoff erfolgreich zur Fertigung komplexer Fahrwerksteile.
In kaum einem Produktionsbereich spielt die Umformbarkeit von Werkstoffen heute eine so große Rolle wie beim Chassis. Die immer komplexer werdenden Bauteile von automobilen Fahrwerken erfordern nicht nur sehr robuste, sondern auch hochfeste und gut umformbare Stähle. Enge Biegeradien oder gute Lochaufweitungseigenschaften sind nur zwei von vielen Beispielen für die gestiegenen Ansprüche, die von Seiten der Automobilindustrie an modernen Chassis-Stahl gestellt werden. thyssenkrupp Steel entwickelte in enger Zusammenarbeit mit seinem Kunden Gestamp den warmgewalzten Chassis-Stahl CH-W® 660Y760T.
Die neue Güte garantiert eine Lochaufweitung von mindestens 60 Prozent und ist ideal für komplexe, kaltumgeformte Bauteile im Fahrwerk geeignet. Durch die gezielte Abstimmung der chemischen Analyse und der Fertigung in den modernen Warmbandwerken von thyssenkrupp Steel wird ein besonders homogenes Gefüge eingestellt, was sich positiv in der Verarbeitung im Presswerk beim Kunden bemerkbar macht.

Tests liefern überzeugende Ergebnisse
Erste Abpressversuche bei Gestamp haben das gute Eigenschaftsprofil des neuen Mehrphasen-Stahls bereits bestätigt. Das spanische Unternehmen, das unter anderem mit Bielefeld und Ludwigsfelde mehrere Standorte in Deutschland betreibt, verfügt über eine breite Palette von Produkten, die in die Karosserie, das Fahrwerk sowie im Bereich der Mechanik und Mechatronik von Automobilen und Nutzfahrzeugen verbaut werden.
Von der ersten Idee über die gesamte Entwicklungsphase bis hin zur Serienfertigung: Gestamp begleitet seine Kunden über den gesamten Prozess. Im Rahmen der Materialauswahl für Lenker-Bauteile eines namhaften deutschen Fahrzeugherstellers startete der Zulieferer in enger Kooperation mit thyssenkrupp Steel eine aufwendige Bauteilfreigabe.

Viele Vorteile und ein robuster Prozess
Bei mehreren Probeverarbeitungen in einem Serienwerkzeug zeigte sich, dass mit dem CH-W® 660Y760T selbst kritische Umformschritte wie hohe Durchstellungen und engste Radien sicher zu realisieren sind. Sowohl in der Bauteilkonstruktion als auch während der späteren Verarbeitung beim Kunden: das Warmband der 800er Festigkeitsklasse verspricht größtmögliche Flexibilität bei garantiert hoher Fertigungssicherheit. Ebenfalls ein Vorteil: Der Werkstoff erfüllt die Anforderungen der VDA-Güte HR660Y760T-CP und DIN EN-Güte HDT760C und bietet gegenüber etablierten Complexphasen-Stählen dieser Klasse deutliche Reserven in der Bruchdehnung.
Nach einer abschließenden Überprüfung der Dauerschwingeigenschaften am Real-Bauteil wurde der Werkstoff von Gestamp freigegeben und kommt jetzt in verschiedenen Chassisbauteilen eines namhaften deutschen OEMs zum Einsatz.