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Tagespresse, 14.12.2016, 14:33

„Meine Familie, die Hütte und ich“: seit fünf Generationen begleiten die Willings den Stahlstandort in Duisburg-Nord - Ur-Urgroßvater war bei erster Schmelze 1891 dabei

Vor der alten Hauptverwaltung des Jahrhundert-Unternehmers August Thyssen: Die Familie Willing arbeitet in fünfter Generation bei thyssenkrupp. Der Standort Duisburg feiert sein 125-jähriges Jubiläum.

Jörg Willing steht auf dem Dach der thyssenkrupp-Hauptverwaltung im Duisburger Norden und blickt auf das fast zehn Quadratkilometer große Werkgelände vor ihm. Wo einst Bauernland war, befindet sich heute Europas größter Stahlstandort, ein voll integriertes Hüttenwerk, auf dem die gesamte Produktion vom Rohstoff bis zum fertigen Flachstahl stattfindet. Als August Thyssen am 17. Dezember 1891 in Bruckhausen den ersten Stahl schmelzen ließ, war Jörg Willings Ur-Urgroßvater einer der damals 100 Mitarbeiter, mit denen die Geschichte des nun 125-jährigen Standortes begann, für den heute 13.000 Menschen arbeiten. „Mich eingeschlossen ist die Geschichte des Unternehmens mit der Geschichte von 15 Willingschen Familienmitgliedern verbunden gewesen bzw. aktuell noch verbunden“, sagt der 55-jährige Gebäude-Manager. Wenn er dienstlich zu einem der 80 Verwaltungsgebäude in seinem Verantwortungsbereich unterwegs ist, könnte er vier andere Willings besuchen: seinen Cousin Klaus Willing, seinen Bruder André Willing und die beiden Nichten Katharina und Sarah Willing.

Spiegel von technologischem Fortschritt und sozialem Wandel

Neue Berufsbilder, Generationsunterschiede und technologischer Fortschritt: Die historischen Veränderungen im Unternehmen spiegelten häufig auch die Familiengeschichte: „Ich wurde geboren, als der Käfer, für den auch wir Stahl lieferten, noch das Straßenbild der 60er Jahre in der jungen Bundesrepublik prägte“, so Jörg Willing. Der Vater Werner fing 1954 im Unternehmen an, ein Jahr, bevor die Warmbreitbandstraße im Beisein des damaligen Kanzlers Konrad Adenauer als ein Zeichen des erfolgreichen Wiederaufbaus der Bundesrepublik eröffnet wurde. „Mein Vater war ein sparsamer und sehr familienorientierter Mann. Mit drei Generationen haben wir damals in unserem Häuschen in Duisburg-Röttgersbach auf 85 Quadratmetern gelebt. Heute sind es nach Ausbauten für viel weniger Personen 150 Quadratmeter. Das Familienhaus ist quasi mit der Hütte mitgewachsen.“ Am Esstisch gehörten Gespräche über den generationenverbindenen Arbeitgeber „Thyssen“ zum Alltag.

Sein Bruder André Willing arbeitet in der Materialversorgung und kümmert sich darum, dass Ersatzteile und Betriebsstoffe in die Betriebe und Büros auf dem gesamten Werksgelände geliefert werden, auch jenem Bereich in Beeckerwerth, der 1964 als Werk im Grünen erbaut wurde, um den Mitarbeitern und Nachbarn eine ästhetisch ansprechende Industrieumgebung zu bieten. Wenn sich Jörg Willing mit seinem Onkel Heinz trifft, kann der 92-Jährige von diesen Ereignissen als Zeitzeuge berichten: „Mein Onkel hat das Unternehmen als Betriebsrat begleitet, davon 20 Jahre im Aufsichtsrat. Er hat viele Jahrzehnte im Unternehmen - und natürlich vor allem in der Entwicklung der Mitbestimmung - live erlebt.“ Die Generation des Onkels in der Familie zeigt: viele Berufe waren handwerklich geprägt und auch wenn es einige der Tätigkeiten in ähnlicher Weise noch gibt, sind sie heute stark automatisiert. Der vom Ur-Urgroßvater erlernte Beruf des Drehers zum Beispiel heißt heute Zerspanungsmechaniker und beinhaltet das Arbeiten mit computergesteuerten Werkzeugmaschinen für Präzisionsbauteile.

Die beiden Nichten von Jörg Willing haben ihre Ausbildungen bei thyssenkrupp als Bürokauffrauen gemacht. Sie gehören der Generation der so genannten „digital natives“ an, die mit dem Smartphone groß geworden sind und sich nicht mehr vorstellen können, dass Jörg Willing und seine Kollegen in den 80er Jahren gemeinsam ein Telefon benutzten und auf Schreibmaschine schrieben. Der Ur-Urgroßvater kam Ende des 19. Jahrhunderts wie damals viele vom Land in die Stadt, um in der aufblühenden Industrie zu arbeiten, sich ein besseres Leben zu ermöglichen. „Unabhängig davon wie die wirtschaftliche Lage war, aus jeder Generation haben hier Familienmitglieder ihre Ausbildung gemacht“, so Jörg Willing. Die Tochter Lena hat eine Ausbildung zur Industriekauffrau abgeschlossen und studiert nun in Essen. Der Vater hofft, dass sie danach wieder zu thyssenkrupp zurückkommt und die Zukunft des Unternehmens weiter mitgestaltet.

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