Ihr Arbeitsplatz liegt in Duisburg mitten im Werk Schwelgern zwischen Sinteranlagen und Feinerzmischbetten. „Auch nach den ganzen Jahren, in denen ich schon hier arbeite, ist es immer noch faszinierend. Es gibt immer etwas Neues, irgendwie sieht das Gelände jeden Tag anders aus.“ Für Alexandra Hirsch hat die Lage ihres Arbeitsplatzes einen entscheidenden Vorteil: „Hier sind Produktion und Forschung nicht weit voneinander entfernt. Das ist für uns sehr spannend, weil wir direkt die Ergebnisse unserer Arbeit in der Verarbeitung sehen können.“
Und wie viele Frauen arbeiten hier? Tatsächlich sind über 25% Frauenanteil in einigen Teams im Bereich Technologie Erz und Eisen keine Seltenheit – für die Stahlindustrie ist dies ein deutlich überdurchschnittlicher Wert.
Der Weg zu thyssenkrupp Steel führte für Alexandra Hirsch über die RWTH Aachen. „Meine Schule hat an einem Vorgängermodell des Girls‘ Day teilgenommen. Dabei hat sich auch die RWTH Aachen vorgestellt. Unter anderem haben wir auch den Bereich der Eisenhüttenkunde besichtigt. Für mich war das damals schon total spannend, weil dort in verschiedenen Disziplinen wie Mathematik, Physik oder Chemie gearbeitet wird.“
Nach der Schule entschied sich Alexandra Hirsch dennoch zunächst für eine Ausbildung zur Bauzeichnerin. „In meiner Familie hat niemand studiert. Ich war mir nicht sicher: ‚Wird das was, schaffe ich das?‘“ Der Traum vom Studium der Eisenhüttenkunde sollte sich dennoch erfüllen. Schon in der Universität in Aachen arbeitete Hirsch hauptsächlich mit männlichen Kommilitonen zusammen. Heute ist sie promovierte Ingenieurin der Metallurgie: „Ich bin stolz darauf, dass ich das alleine geschafft habe. Ich habe mir alles selbst erarbeitet und bin unabhängig.“
Seit 2008 arbeitet sie jetzt schon für thyssenkrupp Steel. Die Frage, ob sie es als Frau schwerer gehabt hat als männliche Kollegen, hat sie schon oft gehört: „Ich wurde hier immer sehr unterstützt. Insgesamt würde ich sagen, dass es nie eine Rolle gespielt hat, dass ich eine Frau bin.“ Eine entscheidende Rolle hat dabei das positive und unterstützende Betriebsklima gespielt.
Dennoch sind Frauen in der Branche weiterhin in der Unterzahl – auch wenn die Zahlen kontinuierlich steigen. Was ist also die Lösung? Die viel diskutierte Frauenquote? „Sie kann sicherlich helfen, um Frauen in Ingenieursberufen präsenter zu machen. Aber eine Quote kann auch nur ein Start sein – es muss um Kompetenzen gehen, nicht um das Geschlecht“, sagt Alexandra Hirsch. „Eine Frau sollte nie das Gefühl haben, nur wegen der Erfüllung einer Quote einen Job bekommen zu haben. Sie bekommt ihn, weil sie am besten qualifiziert ist.“
Was sich Alexandra Hirsch wünschen würde für den Job? „Mehr Anerkennung für das, was Frauen jeden Tag leisten“, erklärt Hirsch. Sie hofft, dass sich künftig mehr Frauen für den Bereich begeistern, der sie selbst jeden Tag aufs Neue fasziniert. „Es ist sicher kein „Nine to five“-Job – aber alles andere als langweilig.“