Fachpresse, 01.04.2014, 12:17
E-Business schafft transparentere Produktion
Sei es beim Smartphone oder beim Online-Banking – im Privaten möchten wir die Echtzeit-Kommunikation nicht mehr missen. Anders sieht es dagegen bei der Kommunikation zwischen Unternehmen aus: Sie läuft meist noch über langsame ISDN-Verbindungen. Als Vorreiter hat die ThyssenKrupp Steel Europe AG eine echtzeitnahe Kommunikation zu ihren Kunden aufgebaut. Vorteile: Schnellerer Informationsaustausch, höhere Informationsdichte, transparentere Herstellungsprozesse sowie eine schlankere Produktion auf beiden Seiten.
Rasante Datenübertragung
Über neue Kommunikationswege stellt ThyssenKrupp Steel Europe seinen Kunden passgenaue Informationen bereit und schafft somit mehr Transparenz sowohl hinsichtlich der Herstellungsprozesse als auch der Produkte. Die Informationen können gezielt an Adressaten beim Kunden gelenkt werden. „Wir nehmen damit eine Vorreiterrolle ein“, sagt Dr. Michael Hetkamp, E-Business-Experte bei ThyssenKrupp Steel Europe. Die Basis für diese moderne Kommunikation legt der elektronische Datenaustausch, auch Electronic Data Interchange oder kurz EDI genannt. Das bedeutet: Die Kommunikation läuft nicht mehr über Papierausdrucke oder E-Mails zwischen Mitarbeitern, sondern ist vollautomatisch.
EDI selbst gibt es schon seit etlichen Jahren. Allerdings lief sie bisher über einen ISDN-Anschluss – also über eine Telefonleitung – und war entsprechend langsam. Zudem ist ISDN nicht in allen Ländern üblich. „Wir haben erste EDI-Verbindungen nun auf den noch sehr neuen Standard OFTP2 umgestellt, nutzen also eine Internetverbindung. Die Informationen werden somit etwa 35-mal schneller übertragen als bisher“, erklärt Michael Hartmann, EDI-Fachmann bei ThyssenKrupp Steel Europe. Das ist vor allem für große Datenpakete wie bei Konstruktions- oder Simulationsdaten interessant: Brauchte die ISDN-Leitung beispielsweise zwei Tage, um einen Datensatz zu übermitteln, schafft die OFTP2-Leitung dies in drei Stunden. Zertifikate und Verschlüsselungen sichern die Daten dabei vor den Zugriffen Dritter.
Echtzeitnahe Informationen
„Im Privatbereich sind die Kunden durch das Smartphone mittlerweile Informationen in Echtzeit gewohnt, seien es nun Börsenkurse oder Nachrichten“, erläutert Ansgar Heitkamp, Leiter der Abteilung E-Business am Standort Duisburg. „Das haben wir nun auch auf den geschäftlichen Bereich übertragen.“ Wurden die Auftragsbestätigungen, Bestandszahlen und Versandmitteilungen in früheren Zeiten einmal täglich verschickt, erhält der Kunde sie nun jeweils genau zu dem Zeitpunkt, zu dem sie verfügbar sind. Dank OFTP2 geschieht dies binnen Sekunden. Die Kunden haben somit eine Art virtuelles Lager bei ThyssenKrupp Steel Europe: Sie können jederzeit nachschauen, wie hoch und in welchen Lagern ihre Bestände sind und das Auftragsvolumen direkt und ohne Aufwand ändern. Statt konkrete Aufträge abzugeben, melden die Kunden zunehmend nur noch ihre Bedarfe. Das Unternehmen leitet daraus selbstständig Produktionsbedarfe ab und stellt somit sicher, dass der Stahl zum gewünschten Zeitpunkt zur Verfügung steht.
Von den über 600 Kunden, die über EDI mit Deutschlands größtem Stahlhersteller kommunizieren, haben bereits vier Prozent auf OFTP2 umgestellt. „Wir haben also bereits Erfahrung auf diesem Gebiet“, verdeutlicht Hetkamp. Diese Erfahrung geben die Stahlhersteller gerne an ihre Kunden weiter: Der Kundenservice berät sie und hilft ihnen bei der Einrichtung der EDI-Leitung. „Bei den Kunden findet ein Umdenkprozess statt: Unseren E-Business-Service nutzen zunehmend auch kleinere und mittelständische Unternehmen“, sagt Heitkamp. „In fünf oder zehn Jahren werden 95 Prozent aller Kunden diesen Service nutzen.“ Denn diese Technologie verbessert nicht nur die Geschäftsbeziehungen für beide Seiten, sondern erlaubt es auch, Daten zielgerichteter auszutauschen – insbesondere vor dem Hintergrund der Industrie 4.0 ein wichtiger Schritt.