Doch Vorwerk will wachsen. „Wir gehören zu den Firmen, die ihre Kernkompetenzen in der eigenen Hand behalten wollen“, sagt Walter Beaupoil vom Strategischen Einkauf und steht dabei auf einer der Brücken über den Fluss. „Darum investiert Vorwerk weiter in den Standort.“ Sein Blick schweift übers Werksgelände: Ein neues Motorenwerk und ein modernes Forschungs- und Entwicklungszentrum sollen bis Ende 2018 fertiggestellt sein. Dafür werden bestehende Produktionshallen abgerissen, um größeren Neubauten zu weichen.
Produkte, die den Zeitgeist treffen
Technische Kompetenz und der Mut zur Innovation gehören zur DNA des Familienunternehmens, seit Vorwerk-Ingenieure Ende der 1920er-Jahre aus einem Grammophon-Motor einen handlichen und vielseitigen Staubsauger für zu Hause entwickelten. Unter dem Markennamen Kobold begründete das Erfolgsgerät den Ruf des Unternehmens als Spezialist für moderne Haushaltsgeräte im direkten Kundenvertrieb. Die Strategie hat sich bewährt. „Der enge Kundenkontakt bringt zusätzliche Impulse und erleichtert es uns, aktuelle Trends zu erkennen“, sagt Beaupoil. „Auf diesem Weg sind ganz besondere Produkte entstanden, mit denen wir den Markt anführen.“
Der aktuelle Star der Wuppertaler heißt Thermomix® TM5 und hat seit seiner Markteinführung eine kleine Revolution in den Küchen der Welt ausgelöst. Die internetfähige Küchenmaschine mit zwölf Funktionen kann mehr als Lebensmittel häckseln, mixen und kochen. Sie verbindet sich mit dem Rezeptportal Cookidoo, zeigt die eigens für den Thermomix® entwickelten Rezepte auf ihrem Display an und führt über die Guided Cooking-Funktion Schritt für Schritt zum fertigen Gericht. Mit dieser Geling Garantie hat Vorwerk abwechslungs- und genussreiches Kochen so einfach gemacht wie noch nie.
Der Erfolg des digitalen Küchenhelfers hat selbst in Wuppertal alle Erwartungen übertroffen. Vom Thermomix® TM5 produziert Vorwerk seit der Markteinführung 2014 mehr als eine Million Geräte pro Jahr, alle auf Bestellung. „Offensichtlich haben wir mit dem Gerät voll den Zeitgeist getroffen“, so Beaupoil. Gefragt sei smarte Einfachheit: intelligente Lösungen gepaart mit einer intuitiven Bedienung im modernen Design. Passend dazu surrt übrigens auch der Kobold seit einigen Jahren alternativ als Roboter über Teppiche und Böden, mittlerweile auch steuerbar per App und Smartphone.
Motoren sind Präzisionsarbeit
Ob Kobold Staubsauger oder Thermomix® – alle Geräte haben eins gemeinsam: Ihre hochwertigen Motoren werden im Wuppertaler Werk hergestellt – aus Elektroband von thyssenkrupp. Seit mehr als 30 Jahren liefert der Stahlproduzent das Material zuverlässig in gleichbleibender Qualität, mehr als 3.000 Tonnen pro Jahr. Neuerdings in Verpackungseinheiten von 500 bis 1.000 Kilo schweren und zwischen 53 und 122 Millimeter breiten Schmalbandringen.
„Die Herstellung von Motoren ist Präzisionsarbeit“, sagt Robert Prim, Kundenberater am thyssenkrupp Standort Bochum. Rotor und Stator – die rotierende und die statische Komponente des Elektromotors – bestehen beim Thermomix aus jeweils 60 übereinanderliegenden 0,5 Millimeter dünnen Blechen. Zwischen ihnen wird das Magnetfeld erzeugt und idealerweise trennt beide nur ein minimaler Luftspalt. „Vorwerk stanzt mit sehr engen Toleranzen“, so Prim. „Für gleichbleibende Motorenqualität müssen Kornung und Festigkeit unseres Elektrobands den hohen Qualitätsanforderungen entsprechen.“
Vorwerk setzt auch in Zukunft auf Innovationen aus der eigenen Forschungsabteilung, mit dem Anspruch, jedes Jahr ein neues Gerät auf den Markt zu bringen. Das ist sportlich, denn mit der Digitalisierung werden die Produktzyklen immer kürzer. Bei der Entwicklung künftiger Antriebe vertraut Vorwerk weiterhin auf den Stahlbereich von thyssenkrupp. „Die technischen Ansprüche an das Material werden weiter steigen“, sagt Beaupoil. „Umso wichtiger ist für uns ein kompetenter, breit aufgestellter Partner, mit dem wir frühzeitig gemeinsam das passende Material für unsere Anforderungen entwickeln und anpassen können.“