Dort wurde auf ungünstigem Terrain in einem Moor bereits ein 1,2 Kilometer langer Steg auf Basis von Schraubpfahlfundamenten realisiert. Die Idee der Schraubpfahlfundamente entstand bereits in den 1990er-Jahren – allerdings mit einem geschweißten Blechstreifen entlang des Rohres als Helixgeometrie, also Gewindekontur. Der Nachteil ist, dass diese Rohre in den Boden hineingeschnitten werden und somit tief ins Erdreich eindringen mussten. Sonst waren die Oberflächenverdrängung und damit der Halt nicht hoch genug. Aus diesem Grund hat sich Winkelmann entschlossen, das Konzept Schraubpfahlfundamente neu zu denken. Bei der Entwicklungsarbeit im Geschäftsbereich Construction Components unter Leitung von CEO Besim Jakob und COO Dr. Andreas Nilsson steht aktuell unter anderem das Material zur Disposition. Bisher werden die Schraubpfahlfundamente aus klassischem Warmband der Sorte S235 gefertigt und anschließend stückverzinkt. Jakob: „Davon wollen wir weg. Durch die nachträgliche Beschichtung kommt es zu unnötigen CO2-Belastungen sowie logistischem Aufwand.“
Herausforderungen gemeinsam meistern
Um dieses Problem zu lösen, hat Winkelmann nun die Kooperation mit thyssenkrupp Steel intensiviert. „Wir arbeiten schon lange mit thyssenkrupp Steel zusammen, die Verbindungen sind auf allen Ebenen sehr gut. Also stand für uns fest, dass wir diese Entwicklungspartnerschaft weiter vorantreiben wollen“, so Besim Jakob. Gemeinsam wird nun an einem neuen Werkstoff geforscht, der eine nachhaltige Alternative zu Beton darstellt. Im Idealfall ein grüner Stahl, der es erlaubt, die für die Schraubpfahlfundamente benötigten Rohre bei Winkelmann ohne Schweißprozess herzustellen. Bis heute folgten erste gemeinsame Tests, bei denen insbesondere die Korrosion von drückgewalztem Material untersucht wurde. Bisheriger Favorit: beschichtetes Warmband, das bei thyssenkrupp Steel auch als CO2-reduzierter bluemint® Steel erhältlich ist. „Für diesen Anwendungszweck testen wir unsere Oberflächenveredelungen in korrosiver Atmosphäre und finden Lösungen für die Herausforderung an den Korrosionsschutz“, erklärt Simone Reiter, aus dem Korrosionslabor auf der Westfalenhütte von thyssenkrupp Steel.
Künftig vielfältige Anwendungsmöglichkeiten
Welches Material letztlich verwendet wird, werden weitere Tests Mitte 2023 zeigen. Die Stoßrichtung von Winkelmann ist aber klar: „Nachhaltigkeit und Verantwortung sind uns sehr wichtig. Wir möchten so viel Beton wie eben möglich substituieren und Menschen das Thema Schraubpfahlfundamente näherbringen“, sagt Jakob. Ideen zur praktischen Umsetzung gibt es viele: Zum Beispiel will Winkelmann durch Schraubpfahlfundamente sowie ganzheitliche Lösungen beim Wiederaufbau in der Ukraine oder Türkei nach dem Erdbeben unterstützen. Auch beim Ausbau nachhaltiger Ressourcen sieht das Unternehmen Potenzial: Gemeinsam mit einer namhaften Supermarktkette plant Winkelmann Carports, die mit Schraubpfahlfundamenten verankert und auf dem Dach mit Solarpaneelen ausgestattet sind. So produzieren Supermärkte ihre eigene Energie. „Wir freuen uns, dass wir mit so einem innovativen und zukunftsorientierten Unternehmen zusammenarbeiten. Diese Entwicklungspartnerschaft ist sehr vielversprechend, was erste gemeinsame Ergebnisse bereits belegen“, so Dr. Franz Domenic Boos, Key-Account-Manager SSC Automotive bei thyssenkrupp Steel.