Tagespresse, Fachpresse, 26.10.2016, 12:30
Zukunftsweisendes Großprojekt im Duisburger Norden: Stadt und thyssenkrupp planen Erschließung und Entwicklung von „Schacht 2/5“ – Ehemaliges Zechengelände wird zum grünen Quartier „Friedrich-Park“ umgestaltet
Neue Perspektiven für den Duisburger Norden und seine Bürger: Die Stahlsparte von thyssenkrupp und die Stadt Duisburg planen gemeinsam die Weiterentwicklung einer Fläche der ehemaligen Zeche Friedrich Thyssen. Aus dem Gelände von „Schacht 2/5“ wird dann der „Friedrich-Park“. Durch dieses städtebauliche Großprojekt entstehen zwischen den Stadtteilen Marxloh und Fahrn auf rund 25 Hektar eine weitläufige Grünfläche, das gut verbunden ist mit den bereits vorhandenen öffentlichen Grünanlagen, sowie ein Gewerbegebiet. Im Zuge dieser zukunftsweisenden Maßnahme soll auch eine Umgehungsstraße von der Autobahn A 59 kommend, die sogenannte „Süd-West-Querspange Hamborn/Walsum“, gebaut werden. Nach erfolgter Bürgerbeteiligung sowie Abschluss des Bauleitplan-Verfahrens könnte 2018 mit den ersten Maßnahmen zur Umgestaltung des gesamten Brachgeländes begonnen werden.
„Hier eröffnet sich jetzt endlich die Möglichkeit, den ersten Teilabschnitt der Süd-West-Querspange Hamborn/Walsum zu realisieren, weitere Gewerbeflächen zu erschließen und neue Naherholungsflächen für den Duisburger Norden bereitzustellen“, erklärt dazu der Duisburger Oberbürgermeister Sören Link. „Gemeinsam mit dem Partner thyssenkrupp können wir das in den nächsten Jahren stemmen.“ Für die umliegenden Stadtteile sei dieser Strukturwandel eine riesige Chance, betont Thomas Schlenz. „Durch die grüne Lunge wird der Bereich deutlich und dauerhaft aufgewertet. Damit zeigen wir einmal mehr, dass wir als ,guter Nachbar‘ unserer gesellschaftlichen Verpflichtung gegenüber den Menschen in Duisburg nachkommen und verlässlicher Partner der Stadt sein wollen“, so der Personalvorstand der thyssenkrupp Steel Europe AG.
Auf der Schachtanlage „Friedrich Thyssen 2/5“ wurde 1976 die letzte Kohle gefördert. Nach 80 Jahren Betrieb wurde die Grube geschlossen, womit die Geschichte der Bergbauförderung in Hamborn endete. Das Gelände gehört thyssenkrupp und soll im Rahmen der Entwicklung der Stadt Duisburg übertragen werden. Das Konzept für das insgesamt etwa 35 Fußball-Felder große Grundstück besteht aus verschiedenen Komponenten:
- Kernstück der künftigen Nutzung ist ein gut 10 Hektar betragendes grünes Areal, das als öffentlicher, den Bürgern zugänglicher Erholungsraum im Duisburger Norden dienen soll. Im Zuge des gesellschaftlichen Engagements als „guter Nachbar“ wird die Stahlsparte von thyssenkrupp die Begrünung übernehmen. Die konkrete Ausgestaltung der Grün- und Spielflächen wird im Laufe des weiteren Planungsverfahrens erarbeitet. Daran sollen dann auch die Duisburger Bürger mitwirken.
- Im zentralen Teil des Geländes entsteht eine Gewerbe-Fläche. Hier sollen mit Hilfe der Duisburger Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Gewerbebetriebe angesiedelt werden. Das noch zu entwickelnde Nutzungskonzept wird sich dabei am Bedarf im Duisburger Norden orientieren.
- Zur Entlastung der Anwohner in den Duisburger Stadtteilen Marxloh und Fahrn ist eine Umgehungsstraße, die als „Süd-West Querspange Hamborn/Walsum“ bezeichnet wird, vorgesehen. Diese quert von der Autobahn A 59 ausgehend, das Plangebiet und führt im weiteren Verlauf am nördlichen Rand des thyssenkrupp-Werkes um Walsum herum. Diese Straße wird dann deutliche Erleichterungen beim innerstädtischen Verkehr mit sich bringen. Auch die geplante Hafenentwicklung „Logport VI“ auf dem Gelände der stillgelegten Papierfabrik in Duisburg-Walsum wird damit verkehrstechnisch angebunden.
- Parallel zu dieser Umgehungsstraße wird eine Trasse der Fernwärmeschiene Rhein-Ruhr gelegt, die künftig viele Haushalte in Duisburg versorgen soll.
In die Pläne für den „Friedrich-Park“, dessen Name auf die „Zeche Friedrich Thyssen“ zurückgeht, werden die Menschen in Duisburg frühzeitig und umfangreich einbezogen. Eine erste Informations-Veranstaltung ist geplant, die unmittelbar auf dem Gelände stattfinden wird. Außerdem erfolgt eine Bürgerbeteiligung im Rahmen des öffentlich-rechtlichen Bebauungsplanverfahrens. Der Start für die Umgestaltung soll so schnell wie möglich erfolgen. Bis die Anwohner von den Vorteilen der Grünfläche und der Entlastungsstraße profitieren können, wird es aber noch etwas dauern. Nach Abschluss der Maßnahmen wird dieses grüne Quartier für Naherholung und Gewerbetreibende ein weiteres wegweisendes Beispiel für den Strukturwandel im Ruhrgebiet sein.
Zeche Friedrich Thyssen versorgte Stahlwerk mit Steinkohle
Die „Zeche Friedrich Thyssen“, benannt nach dem Vater des Industriellen August Thyssen, ging hervor aus der Gewerkschaft Deutscher Kaiser. Im September 1891 gab August Thyssen bekannt, im Besitz aller Anteile an dieser Gesellschaft zu sein. Für Duisburg war dies der Startschuss zur Stahlproduktion in der Stadt. Drei Monate später fand im Beisein des Firmengründers die erste Schmelze im Stahlwerk statt. Dies ist auch der Anlass für das 125-jährige Jubiläum „Stahl aus Duisburg“, das die Stahlsparte von thyssenkrupp in diesem Jahr feiert. August Thyssen legte mit der Vereinigung von Kohleförderung und Stahlproduktion unter einem Dach den Grundstein für den Erfolg seines Unternehmens.
Die „Zeche Friedrich Thyssen“ war zeitweise die größte Zeche im Ruhrgebiet. Der Schacht 2/5 wurde vom 2. Januar 1896 bis zum 15. Dezember 1976 betrieben. In dieser Zeit wurden insgesamt über 91 Millionen Tonnen Steinkohle abgebaut. Das qualitativ hochwertige „schwarze Gold“ aus der Hamborner Erde wurde im Wesentlichen zu Koks verarbeitet, mit dessen Hilfe die Stahlkocher in den Hochöfen bei Thyssen Roheisen produzierten.