Bis heute arbeiten nur wenig Frauen in der Stahlindustrie
Bei thyssenkrupp Steel ist sie Teamkoordinatorin für den Bereich Technologie Erz und Eisen. Hier werden unter anderem die Einsatzstoffe geprüft, die anschließend im Hochofen verarbeitet werden. Im metallurgisch-technologischen Labor wird unter standardisierten Prüfbedingungen ermittelt, wie sich die Einsatzstoffe unter Gaseinfluss und gleichzeitig hohen Temperaturen verhalten.
Bis zu 30% Frauenanteil sind in einigen Teams im Bereich Technologie Erz und Eisen keine Seltenheit – für die Stahlindustrie ein deutlich überdurchschnittlicher Wert. 2016 waren laut Wirtschaftsvereinigung Stahl nur knapp neun Prozent aller Angestellten in der Branche weiblich. Unbestritten: Auch heute noch arbeitet Alexandra Hirsch in einem Beruf, der eher von Männern dominiert ist.
Von der Universität zu thyssenkrupp Steel
Geplant war das nicht – auch wenn die Faszination für den Beruf schon früh geweckt wurde. „Meine Schule hat an einem Vorgängermodell des Girls‘ Day teilgenommen. Dabei hat sich auch die RWTH Aachen vorgestellt. Unter anderem haben wir auch den Bereich der Eisenhüttenkunde besichtigt. Für mich war das damals schon total spannend, weil dort in verschiedenen Disziplinen wie Mathematik, Physik oder Chemie gearbeitet wird.“
Nach der Schule entschied sich Alexandra Hirsch dennoch zunächst für eine Ausbildung zur Bauzeichnerin. „In meiner Familie hat niemand studiert. Ich war mir nicht sicher: ‚Wird das was, schaffe ich das?‘“
Der Traum vom Studium der Eisenhüttenkunde sollte sich dennoch erfüllen. Schon in der Universität in Aachen arbeitete Hirsch hauptsächlich mit männlichen Kommilitonen zusammen. Heute ist sie promovierte Ingenieurin der Metallurgie. „Ich bin stolz darauf, dass ich das alleine geschafft habe. Ich habe mir alles selbst erarbeitet und bin unabhängig.“
Mehr Anerkennung für die Arbeit, die Frauen jeden Tag leisten
Seit 2008 arbeitet sie jetzt für thyssenkrupp Steel. Auf die Frage, ob sie es als Frau schwerer gehabt hat als männliche Kollegen, sagt sie: „Ich wurde hier immer sehr unterstützt. Insgesamt würde ich sagen, dass es nie eine Rolle gespielt hat, dass ich eine Frau bin. Da hatte ich sicherlich viel Glück.“ Das positive und unterstützende Betriebsklima habe dabei eine entscheidende Rolle gespielt.
Dennoch sind die Frauen in der Branche weiterhin stark in der Unterzahl – auch wenn die Zahlen kontinuierlich steigen. Was ist also die Lösung? Die viel diskutierte Frauenquote? „Sie kann sicherlich helfen, um Frauen in Ingenieursberufen präsenter zu machen. Aber eine Quote kann auch nur ein Start sein – es muss um Kompetenzen gehen, nicht um das Geschlecht“, sagt Alexandra Hirsch. „Eine Frau sollte nie das Gefühl haben, nur wegen der Erfüllung einer Quote einen Job bekommen zu haben. Sie bekommt ihn, weil sie am besten qualifiziert ist.“
Chancengleichheit ist ein Anliegen von thyssenkrupp Steel
Gleiche Chancen für Männer und Frauen – darauf legt auch das Unternehmen großen Wert, sagt Dr. Sabine Maaßen, CHRO bei thyssenkrupp Steel: „In unserer Branche ist es immer noch die Regel, dass der Männeranteil überwiegt – vor allem in Führungspositionen. Umso wichtiger ist es, dass Kolleginnen wie Dr. Alexandra Hirsch als Vorbilder fungieren und wahrgenommen werden. Der Women in Engineering Day ist ein guter Anlass, um das wieder in Erinnerung zu rufen.“
Alexandra Hirsch wünscht sich mehr Anerkennung für das, was Frauen jeden Tag in ihrem Job leisten. Sie hofft, dass sich künftig mehr Frauen für den Bereich begeistern, der sie selbst jeden Tag aufs Neue fasziniert. „Es ist kein „Nine to five“-Job – aber alles andere als langweilig.“