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Weißblech ist wichtiger Bestandteil einer Kreislaufwirtschaft

Clarissa Odewald

Clarissa Odewald, CEO von thyssenkrupp Rasselstein, spricht über die Verbraucherplattform „Weissblech kommt weiter“, über die Nachhaltigkeit von Verpackungsstahl und zukünftige Pläne des mehr als 260-jährigen Traditionsunternehmens.

Frau Odewald, seit mehreren Jahren betreibt thyssenkrupp Rasselstein erfolgreich die Verbraucher-Plattform „Weissblech kommt weiter“. Was war die Motivation hinter dieser Initiative?

Clarissa Odewald: Wir haben vor dem Start der Verbraucher-Plattform eine Umfrage in Auftrag gegeben, die das Wissen über Verpackungsmaterialien, insbesondere Weißblech, bei Verbrauchern abgefragt hat. Das Ergebnis war einerseits nicht sehr überraschend. Der Trend zu mehr Nachhaltigkeit hat auch die Verpackungsbranche längst erreicht. Verbraucher legen bei Lebensmittelverpackungen neben klassischen Kriterien wie Haltbarkeit und Geschmackstreue mittlerweile deutlich Wert auf deren Recycelbarkeit. Was uns andererseits überrascht hat war, dass Verbraucher die Recyclingquoten der jeweiligen Verpackungsarten nicht richtig einschätzten. So wurde etwa die Recyclingquote von Weißblech auf 50 Prozent geschätzt, dabei liegt sie seit Jahren stabil um die 90 Prozent. Mit unserer Plattform „Weissblech kommt weiter“ setzen wir genau hier an. Wir wollen aufklären und zeigen, warum Weißblech aufgrund seiner Materialeigenschaften ein besonders nachhaltiges Produkt und wichtiger Bestandteil unserer Kreislaufwirtschaft ist.

Startseite Weissblech kommt weiter

thyssenkrupp Rasselstein ist auch Mitgründer der „Initiative Lebensmitteldose“. Warum gibt es mit „Weissblech kommt weiter“ eine weitere Plattform?

Die „Initiative Lebensmitteldose“ existiert seit rund 25 Jahren und richtet sich schwerpunktmäßig an die Lebensmittelindustrie und den Lebensmitteleinzelhandel. Mit unserer Plattform „Weissblech kommt weiter“ sprechen wir ganz gezielt Verbraucher an. Wir wollen interessierten Konsumenten Einblicke in den Herstellungs- und Recyclingprozess geben und zeigen, warum sich Weißblech von anderen Verpackungsarten abhebt. Wir verfolgen mit beiden Initiativen einen ganzheitlichen Ansatz, indem wir Händler, Lebensmittelindustrie und Verbraucher, aber auch die Politik mit unseren Botschaften ansprechen wollen.

Inwiefern wollen sie auch die Politik ansprechen?

Insbesondere als Mitglied von Steel for Packaging Europe, des Verbands der europäischen Hersteller von Verpackungsstahl, aber auch als Unternehmen sind wir mit der Politik regelmäßig im Gespräch, um dem Verpackungsmaterial Weißblech die Anerkennung zu verschaffen, die es verdient. Unsere Plattform „Weissblech kommt weiter“ dient auch hier als Informationsquelle. Aktuell diskutieren wir die gesetzlichen Veränderungen durch die EU-Verpackungsverordnung PPWR, die zum Ziel hat, die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben.

Weißblech hat gegenüber anderen Verpackungsmaterialien in Bezug auf die Recyclingfähigkeit die Nase vorn. Das liegt einerseits an den intrinsischen Eigenschaften des Materials, woraus sich eine hervorragende Recyclingfähigkeit ergibt, andererseits an den funktionierenden und etablierten Recyclingprozessen. Mit der Entscheidung, ab 2030 nur noch recyclingfähige Verpackungen auf den europäischen Markt bringen zu dürfen, hat die EU ein klares Signal für die Kreislaufwirtschaft gesetzt. Wir begrüßen die PPWR daher ausdrücklich.

Auch beim Thema Wasserstoffversorgung sind wir im Gespräch mit der Politik, denn die Umstellung auf Wasserstoff bringt viele Herausforderungen mit sich. Mit Initiativen wie etwa der nationalen Wasserstoffstrategie werden diese bereits adressiert. Der entscheidende Faktor ist jetzt das Tempo. Der Ausbau von Erzeugungskapazitäten und der Infrastruktur muss massiv vorangetrieben werden, damit die enorme Nachfrage nach Wasserstoff zukünftig bedient werden kann. Allein thyssenkrupp Steel wird einer der größten europäischen Abnehmer für Wasserstoff sein.

Beim Thema Nachhaltigkeit war auch thyssenkrupp Rasselsteins Mutterkonzern thyssenkrupp Steel sehr aktiv. Bereits ab 2027 soll in der Stahlproduktion zu weiten Teilen CO2 eingespart werden. Wird thyssenkrupp Rasselstein ebenfalls vom klimaneutralen Stahl profitieren?

Wir können dem Klimawandel nur dann wirksam entgegentreten, wenn alle Sektoren auf eine klimaneutrale Produktion umstellen. Stahl ein wesentlicher Baustein für eine nachhaltige Energiewende. Der Kern unserer Transformation ist die Umstellung von Hochöfen und Kohle auf Direktreduktionsanlagen (DR) und grünen Wasserstoff. Kurz gesagt: tkH2Steel®. 2027 wird am Standort in Duisburg die erste wasserstoffbasierte Direktreduktionsanlage in Betrieb genommen. Das Ziel ist die vollständige Dekarbonisierung der Primärstahlroute bis spätestens 2045.

Wir bieten mit Weißblech aus bluemint® Steel schon jetzt ein Produkt mit reduzierter CO2-Intensität an. Die Materialeigenschaften des Weißblechs unterscheiden sich nicht von den bestehenden Qualitäten; das Produkt zeichnet sich allerdings in der Herstellung durch eine Minderung der CO2-Emissionen von bis zu 69 Prozent aus. Durch den Einsatz von Weißblech aus bluemint® Steel können die CO2-Emissionen bei der Herstellung einer Dose also signifikant gesenkt werden.

Darüber hinaus arbeiten wir auch in Andernach daran, unsere Scope 1-Emissionen durch Substitution von Erdgas zu senken. Wir sind aktiv dabei, den Ausstoß im Werk, also auf den letzten Metern, zu vermeiden. Mit unserer neuen Tafellackieranlage lassen sich Einsparungen von rund 1.100 Tonnen CO2 jährlich realisieren. Durch den Transport der Warmbandcoils von thyssenkrupp Steel zu unserem Werk in Andernach mit Lokomotiven, die auf Basis von regenerativen Energien oder HVO (Hydrotreated Vegetable Oil), also eine Art Bio-Diesel, laufen, können weitere 2.000 Tonnen CO2 per anno vermieden werden. Langfristig ist es natürlich das Ziel, die Scope 1-Emissionen vollständig zu vermeiden. In einem ersten Schritt werden Alternativen zu dem Einsatz von Erdgas aktiv erforscht. So ist Rasselstein u.a. Industriepartner in zwei vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Projekten, in denen der Einsatz von Wasserstoff als Brenngas erforscht wird.

thyssenkrupp Rasselstein ist ein Traditionsunternehmen, welches seit mehr als 100 Jahren in Andernach produziert. Auch nach dieser Zeit ist sicher Platz für Neuerungen: Wo sehen Sie Innovationen für Produkte aus Verpackungsstahl in den kommenden Jahren?

Wir beobachten einen Trend hin zu CO2-reduzierten Verpackungen. Immer mehr Unternehmen machen sich Gedanken, wie sie sich nachhaltiger aufstellen können. Und der Einsatz von CO2-reduzierten Verpackungen ist ein wichtiger Baustein ihrer Nachhaltigkeitsstrategien. Hier sind wir mit dem Angebot von Weißblech aus bluemint® Steel sehr gut aufgestellt.

Mit unserer Verpackungsstahlgüte rasselstein® D&I Solid haben wir die nächste Generation von DWI-Material zur Herstellung von zweiteiligen Lebensmitteldosen in den Markt eingeführt. Dank eines innovativen Fertigungsverfahrens bei der Weißblecherzeugung lässt sich durch den Einsatz dieses Materials bei der DWI-Lebensmitteldose eine Steigerung der axialen Stabilität von 20 Prozent erreichen. Es eröffnet sich dadurch enormes Potenzial für Dickenabsenkungen, was eine Materialeinsparung von bis zu zehn Prozent möglich machen kann. So tragen wir nicht nur zur Ressourcenschonung bei, sondern senken gleichzeitig auch den CO2-Fußabdruck der Dose.

Beispielhaft ist hier auch unsere innovative Verpackungsstahlgüte rasselstein® Solidflex zu nennen, die hart, aber gleichzeitig besonders umformfähig ist. Daher ermöglicht rasselstein® Solidflex den Einsatz dünnerer Materialdicken bei gleichbleibender Stabilität der Dose. Mit einer Dehnung von mehr als fünf Prozent und Streckgrenzen von 600 MPa bis 750 MPa eignet sich das Material besonders für Anwendungen, die neben hohen Festigkeiten auch ein erhebliches Umformpotential erfordern – wie zum Beispiel Aufreißdeckel für Lebensmitteldosen oder Deckel und Böden von Aerosoldosen.

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thyssenkrupp Steel Europe AG

Kaiser-Wilhelm-Straße 100

47166 Duisburg

Telefon +49 (0)203 52-0

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